Zur Technik:
Die Beschäftigung mit der photographischen Umsetzung meiner ldeen zwang mich schon 1982 nach einem Weg zu suchen, die gesetzten Grenzen herkömmlicher Photomaterialien zu erweitern, so gelang es z. B. durch Manipulation der Schichtträger meinen Eindruck von der Zerrissenheit der amerikanischen Kultur wiederzugeben (USA - Photo-Graphische Erinnerungenan zwei Winterreisen, Amerikahaus Tübingen 1982).
Die konsequente Weiterführung dieses Weges führte zu einer vollständigen Trennung vom konfektionierten Material, hin zur gestalterisch frei einsetzbaren photographischen Emulsion. Zunächst verwendete ich die fertigen Emulsionen einer bekannten Photofirma. Dies gestattete mir frei mit Untergründen zu arbeiten und zu strukturieren. In der weiteren Entwicklung ergab sich die Notwendigkeit, mich auch in dieser Hinsicht freizumachen, d. h. eigene Emulsionen herzustellen, die individuell einzustellen sind.
Es folgte eine lange Zeit des Experimentierens mit alten Rezepten, die auch Seitenwege, wie die Herstellung von Daquerreotypien einschloß. So bin ich heute in der Lage, je nach meinen gestalterischen Bedürfnissen Untergründe, bestimmte Trägermaterialien des photographischen Effekts (Gelatinen, Dispersionen etc.) und die Strukturierung des Auftrages frei bestimmen zu können.
Für den Zyklus “Paarung” (Galerie Stauber in Marburg/Lahn 1987) verwendete ich die verschiedensten Untergründe und unterschiedlich arbeitende Emulsionen.
In den Arbeiten zur Ausstellung “Menschen - Ansichten und Strukturen aus sensibilisierten Materialien" (Photogalerie “Panopticum” Frankfurt/Main 1987) benutzte ich z.B. Buchseiten und Zeitungsausschnitte als Gestaltungsmittel.
Anlässlich des Hafengeburtstages in Hamburg 1989 zeigte ich auf dem Museumsschiff "Stettin" (Hamburg) eine Reihe von Gedichtillustrationen, die auf Originalbuchseiten entstanden sind, wobei Gedicht und Illustration eine Einheit bilden.
Das Raumobjekt “Fluchtpunkte” enthält 12 (von14) Bilder, die durch gleichzeitige Aufbelichtung verschiedener Motive auf Vor- und Rückseite eines durchscheinenden textilen Trägers entstehen. Ihre Montage im Raum macht die Bilder von beiden Seiten betrachtbar. Durch die Überlagerung der Komponenten von Vor- und Rückseite entsteht ein Bild, das je nach Standpunkt des Betrachters Schwerpunkte setzt. Die Ausrichtung dieser 12 Bilder (6 links, 6 rechts) wird durch die beiden zentralen Wandbilder und deren vorgesetzte plastische Objekte bestimmt, das Objekt als Ganzes ist ein bipolarer Sakralraum.
Der seit 1990 entstandene Zyklus "Auflösung", der 1992 teilweise im Rahmen der auf der II. Internationalen Photo-Triennale in Esslingen gezeigt wurde, ist der zweite Teil einer Zyklus-Trilogie, deren erster Teil der Zyklus "Paarung" war. Der zwischen 1993 und 1995 entstandene Zyklus "Vereinzelung" ist der Abschluß dieser Zyklus-Trilogie und wurde bisher noch nicht ausgestellt. Technische Grundlagen der zwei neuen Zyklen sind neben der Emulsionstechnik, Collagen aus verschiedenen Papieren und Stoffen.
Seit 1995 entstand eine lose Bilderfolge zum Thema "Form und Zwang" (Technik s.o.).
Als ein für mich ganz neues Element künstlerischer Gestaltungsmöglichkeiten, kommen elektronisch verarbeitete Bildmotive zum Einsatz. Seit Dezember 1999 entstehen in Zusammenarbeit mit der Keramikerin U. Kling-Rau eine Vielzahl von Bildern unter dem Arbeitstitel 'Idole' (Ausstellung Galerie Artefakt, Tuttlingen-Nendingen 2001)die von digitalisierten Photographien ausgehend am Computer zu digitalen Photo-Graphiken verarbeitet werden.
Tübingen, am 15. Januar 2001
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