Ansichtssachen – Wetzrillen Unterjesingen Zwei identische Photographien von den schräg beleuchteten Wetzrillen an der südwest Stützmauer der Unterjesinger Kirche wurden graphisch bearbeitet und tonwertverkehrt. Durch einfaches drehen des einen Bildes ergibt sich eine völlig andere Ansicht, die in den Stein eingegrabenen Rillen wirken plötzlich erhaben – Ansichtssache.
Auch deren Entstehung, Ansichtssache: Wetzrillen, Scharten und auch Näpfchen finden sich oft an Kirchenportalen, an Steinkreuzen und Bildstöcken in der Feldflur, nicht zuletzt an Grenzsteinen. Vom Volksmund auch als „Teufelskrallen“ bezeichnet, soll hier der geprellte Teufel seine Krallen in den Stein geschlagen haben.
Zwei andere Erklärungen: Zum einen, dass sie beim Herauskratzen von Steinmehl entstanden sind, dem im Volksglauben heilbringende Kraft zugesprochen wurde, zum anderen, dass sie beim Entzünden des Osterfeuers durch das Reiben einer hölzernen Scheibe an den Steinen entstanden sind .
Noch ein Erklärungsversuch: Bis zum Ausgang des Mittelalters trug auch der einfache Mann, wenn er über Land ging, den Gottesdienst besuchte oder zum Tanzen und Feiern ging seine Seitenwaffe. Wenn er einen kirchlichen Raum betrat, wo Gottesfriede geboten war, oder ein Gerichtsareal, wo Landfriede geboten war, so fuhr er mit der Waffe durch eine solche Rille zum Zeichen, dass für diesen Ort und diese Zeit seine Wehr stumpf sein solle.
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